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Jesus sprach zu seinen Jüngern:
„Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen,
die auf ihren Herrn warten, auf dass, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun.
Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet.“ (Lukas 12,35-37a)
Liebe Bergkameradinnen und Bergkameraden!
Liebe Gemeinde!
Die St. Barbara-Feier in der Vorweihnachtszeit mit Gottesdienst und anschließendem fröhlichen bergmännischen Beisammensein ist genauso wie das Bergdankfest ein wichtiges Traditionsfest. Wie schön, dass nach der langen Corona- Pause sowohl der Gottesdienst als auch das gemeinsame Essen und Trinken wieder möglich sind!
Die Hl. Barbara hat ihren Platz in der Adventszeit, ganz besonders für Bergleute, da sie als Schutzpatronin des Bergbaus verehrt wurde.
Evangelische Christen beten direkt zu Gott. Sie rufen weniger die Heiligen an. Aber für evangelische Christen sind die sog. Heiligen Vorbilder im Glauben und das gilt auch für die Heilige Barbara!
Barbara war die Tochter eines gewissen Dioscuros und lebte in der Stadt Nikomedia, die damals zur Provinz Kleinasien im römischen Reich gehörte. Das ist heute Izmit in der Türkei.
Der Überlieferung zufolge wurde sie in der Zeit der Christenverfolgung im Römischen Reich (das war im 3. Jahrhundert) von ihrem eigenen Vater enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben.
Die später verschriftlichte Legende erzählt:
Barbara war eine sehr schöne und kluge junge Frau. Ihr Vater Dioscuros versuchte, sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm. Viele junge Männer aus Nikomedia hielten um ihre Hand an. Barbara jedoch wies die Verehrer zurück.
In Abwesenheit ihres Vaters nahm Barbara den christlichen Glauben an und entschied sich, als Eremitin zu leben. Als ihr Vater von ihrer Bekehrung zum Christentum erfuhr, versuchte er in rasender Wut, seine Tochter zu töten.
Auf der Flucht öffnete sich vor Barbara ein Felsen, aber ein Hirt verriet sie. Dann wurde sie gefangen genommen und vor einen Richter gebracht, der das Todesurteil aussprach und sie foltern ließ. Dioscuros selbst enthauptete seine Tochter und wurde vom Blitz erschlagen. Hier ist der Anknüpfungspunkt für die Anrufung Barbaras in Gefahr eines plötzlichen Todes, zunächst durch Blitzschlag, dann aber auch im Bergbau und im Militär.
Die Bergleute konnten sich im Laufe der Geschichte mit St. Barbara identifizieren, weil sie sich und ihre eigene Bergmanns-Situation in Barbaras Situation wiederfanden:
In einem dunklen Turm soll Barbara eingeschlossen gewesen sein. Der Schacht, in den die Bergleute einfuhren und in Gegenden mit noch existierendem Bergbau immer noch einfahren, ist ebenfalls dunkel und von der Welt und dem Tageslicht abgeschnitten.
In einem Bergmannchoral heißt es von Gott:
„Du standest uns so manches Jahr im dunklen Schacht zur Seite, / gabst uns auf Wegen der Gefahr dein treuliches Geleite …“
Von der hl. Barbara wird erzählt, dass sie in ihrem dunklen Verließ nicht müde wurde Gott und Christus Loblieder zu singen. So heißt es auch im Bergchoral: „Dich preist mein Lied, ehrt mein Gesang / hoch auf aus rauem Felsenhang“.
Ja, die Bergleute identifizierten sich in ihrer gefahrvollen Arbeit unter Tage mit dem Schicksal der hl. Barbara. In den Wintermonaten sahen sie nur selten das Tageslicht.
Jesus sagt in unserem Evangelium:
Lass eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten!
Barbara hat ihr Glaubenslicht auch in dunklen Zeiten brennend gehalten!
Die Grubenlampen unter Tage sind auch ein Bild des Glaubenslichtes in einer dunklen Welt, so wie jetzt die vorweihnachtlichen Lichter und die Schwibbögen in den Fenstern etwas Hoffnungsvolles in der Dunkelheit an sich haben.
Liebe Bergleute, liebe Gemeinde!
Wie halten wir es mit dem Glaubenslicht?
Bitten wir Gott um das Licht des Glaubens in unserer Zeit?
In den vergangenen drei Jahren ist Finsternis über unsere Welt gekommen: Erst Corona, dann der grausame Krieg in der Ukraine, zudem verschiedene Krisen in unserem Land: Es mangelt an Energie und Arbeitskräften. Für viele Menschen ist das Geld knapp geworden. Die Preise für Lebensmittel und viele andere Dinge sind angestiegen.
Unser Bundeskanzler hat von der Zeitenwende gesprochen. Ja, die meisten von uns haben materiell gesehen güldene Jahre hinter sich: Dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit folgte ein stetes Bergauf.
Und nun sind viele Lichter ausgegangen.
Viele Menschen sind verunsichert. Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft.
Auch unsere Vorstellung von dem, wie ein gelungenes Leben aussehen sollte, wird in diesen Zeiten infrage gestellt:
Vielleicht werden unsere Enkelkinder kein Eigenheim mehr bauen können und sich auch keine Reisen ins Ausland mehr leisten wollen.
Es wird in den nächsten Jahren nicht um Besitzstandswahrung gehen, sondern darum, dass wir uns den Herausforderungen der Zeitenwende stellen.
Dazu brauchen wir das Licht des Glaubens – so wie die Barbara das Licht des Glaubens in ihrem Turm gehütet hat.
Wir brauchen das Licht des Glaubens in unserer Welt, die dunkler geworden ist, so wie die Bergleute die Grubenlampe in der Finsternis des Schachts gebraucht haben.
Genauer gesagt brauchen wir drei Lichter:
Wir brauchen das Licht des Glaubens, das Licht der Hoffnung und das Licht der Liebe.
Jesus hat uns das Licht des Glaubens versprochen.
Er sagt: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern er wird das Licht des Lebens haben.
Aber auch das Licht der Hoffnung ist unverzichtbar!
Joachim Gauck, unser Bundespräsident i. R., hat vorgestern in einem Interview gesagt: „Ohne Hoffnung geht es nicht!“ Ein paar Tage zuvor meinte Wolfgang Schäuble zu seinem 50-jährigen Berufsleben als Politiker: „Zuversicht ist unerlässlich!“
Peter Hahne schreibt: Viel zu viele Christen machen den Mitmenschen die Welt madig und mies, sie betätigen sich als Bedenkenträger, statt Hoffnungsträger zu sein.
Es gibt nicht-christliche Strömungen, die weniger von Hoffnung sprechen, dafür von der „Kraft des positiven Denkens“
Der Apostel Paulus schreibt: Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid! (Epheser 1,18).
In diesem Sinne ruft Gott den Seinen zu: Sei getrost und unverzagt! Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst! (Jos.1,9)
Der Beistand Gottes, mit dem wir uns den neuen Herausforderungen stellen (und nicht ein Zurück in die fetten Jahre) ist unsere Hoffnung!
Besonders wichtig ist das dritte Licht, das Licht der Liebe: In dem Maße, in dem wir uns um andere Menschen kümmern, nimmt unsere Angst um uns selber ab.
In seiner hoch differenzierten Rede zur Lage der Nation hat unser Bundespräsident Frank Walter Steinmeier gesagt, wie es ist: Wir sind in eine „Epoche des Gegenwinds“ getreten.
Gleichzeitig hat er auf die kleinen und die großen Schritte hingewiesen, mit denen wir gemeinsam die derzeitige Krise meistern können. Steinmeier sagte:
Niemand schränkt sich gern ein, dennoch geht es darum, dass wir unsere Perspektive verändern und nicht als Erstes fragen: “Wer kann mir die Last abnehmen?“ Eine andere Haltung bzw. eine andere Fragestellung ist nun von Nöten, nämlich: „Hilft das, was ich jetzt vorhabe, um gemeinsam durch die Krise zu kommen?“ Es geht darum, die rechten Entscheidungen zu treffen, wie und wie schnell wir uns fortbewegen, was wir essen oder wie wir bauen und wohnen. Wir haben viel zu tun, wenn die Umstellung gelingen soll.
Es ist Ausdruck der Liebe, wenn ich auf das Ganze unseres Landes schaue und nicht nur auf meinen eigenen kurzfristigen Vorteil.
Es ist Ausdruck der Liebe, wenn ich nicht nur über die eigenen Einschränkungen jammere und klage, sondern wenn ich mich auch für das Leid der Armen in unserem Land interessiere. Die Tafel braucht dringend Lebensmittelspenden!
Es ist auch Ausdruck von Liebe, wenn ich nicht nur über die heruntergeschalteten Heizungen bei uns meckere, sondern wenn ich mich für die Ukrainer interessiere, die in diesen Tagen (auch an Weihnachten) ohne Heizung, Licht und Wasser auskommen müssen. Es gibt ja durchaus die Möglichkeit für die Winterhilfe in der Ukraine zu spenden!
In dem Maße, in dem ich anderen Menschen in der Not helfe, vollziehe ich einen Perspektivwechsel, der mir letztlich selber gut tut.
Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5,16).
Liebe Gemeinde,
Barbara hat ihr Licht des Glaubens trotz der Finsternisse in ihrem jungen Leben leuchten lassen, denn Gottes Licht ist stärker als alle Dunkelheit!
Dafür ist auch das Grubenlicht ein starkes Symbol: Die Finsternis kann das Licht nicht verschlingen! Das Licht ist immer stärker als die Finsternis!
Dazu passt das schöne Gebet: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf allen meinen Wegen. (Psalm 119,105)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Weihnachtszeit und heute ein fröhliches Fest.
Glück auf!
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.